Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий оригинал - Олег Владимирович Русаковский Страница 56
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Die littausche Armee unter Commando des Generals Fürst Janus Radziwils, nachdem sie unter Szepelewitz von dem russischen General Trubetzkoy in die Flucht geschlagen, konnte (4r) wegen grosser Unordnung und Ungehorsahm, der unter dem Landvolk war, in diesem Jahr zu keiner neuen Perfection gelangen, weswegen den der Moskowiter auff den Düne Strom vor diesmahl Meister bliebe, besetzte dennoch alle Plätze und Festungen mit sterker Besatzung, verordnete auch in dem Gräntze neülich occupirten Städten solche Gouverneurs, die auff denen überbliebenen polnischen Leüthen ein wachsahmes Auge halten und sie nach gerade den einen hie, den andern dort ans Elend verschikten und also gemählich unter dem Joch der Sclaverey gewehnten. Mit der Hauptarmee aber auch andern Völkern, die unter der Bojaren und Generalen Commando stunden, auff etzlichen wenig nach die auff der Grentze ihre Sicherheit in Acht zu nehmen verblieben, marchierte Ihro Czar. Maytt. mit grossem Triumphe und Freüden zurük nach Moskow, sich gegen das Frühjahr wieder aufs beste möglich ins Feld zu praesentieren und die gehabte Victorie ferner zu verfolgen, fertig zu machen.
In dem russischen Reiche grassierte in diesem Jahr eine solche mächtige geschwinde Seüche der Pestilentz, daß gar viele Städte, Fleken und Dörffer gantz aussturben und wüst blieben. (4v) In der Hauptstadt Moskow allein sind über 700.000 Menschen von vornehmen Leüthen ohne des gemeinen Volks, derer viel unbegraben verfaulet, und der Nahmen unverzeichnet geblieben, weggestorben. Diese Plage hat in der Moskow, der Hauptstadt und den umbliegenden Städten, Fleken und Dörffer in dem Monat Martio angefangen und bis an den Januarium hinaus gewehret. Aber dieses mächtigen Schadens an ihren Unterthanen erholten sich die Russen in der Polen Länder, daraus viele tausend Menschen Manns- und Weibspersonen, adeliche und unadeliche in diesem Jahr gefänglich weggeführet und an derer verstorbenen Stelle zu Sclawen gemacht wurden. Also daß leyder, Gott sey es geklaget, die Menschen viel wohlfeiler denn das unvernünfftige Vieh in Moskow verkauffet wurden. Die aller regalsten Personen mänlichen Geschlechts galten zu 10 Fl[orin] pol., auffs höchst aber 4 Rthler. Die Weibsbilder, so etwas schön waren, wurden (weilen die russische Nation sehr zur Geilheit incliniret) theüer bezahlet und zur Schande und Unzucht verkauffet, mit denen auch viel liederlicher als den Bestien gehandelt ward. Der eine, nachdem er sie zu seiner Gnüge gebraucht hatte, verkauffte er sie dem andern vor einen geringen (5r) Preiß, nur ettliche Groschen zu gewinnen. Vornehmer Leüthe adelichen Standes Weiber und Töchter wurden den verzweiffelten Buben und Bößewichten, so bey ihnen Cholopen genand werden, nachdem sie von der Herrschafft zur Gnüge gebraucht waren, zur Ehe gegeben, ungeachtet, das viele Weiber ihre eheliche Männer noch beym Leben und bey andern Herren in der Sklawenschafft hatten, welche dan eben des gleichen an ihrer statt andere Sklawinnen zur Ehe zu nehmen von ihrer Herrschafft gezwungen wurden. In Summa, es waren die Russen so sehr auf die pol. Nation verbittert, daß sie auch viel lieber einem Hunde oder anderer losen Bestie, den einigen Menschen dieser Nation Gnade bewiesen und guttes gethan hätten. Insonderheit aber musten adeliche Personen, Frauen und Jungfern, am meisten herhalten, mit denen man gantz (ihnen ihren hohen Standt, adeliche Freyheit und Qualiteten, derer sie sich gerühmet hatten, vorwerfend) kein Mittleiden haben wolte, sondern sie wurden aufs ärgste, wie es nun zu verdenken stund, gedränget und gequählet. Zu dem so hatte denen Moskowitern ihr grosses Glük, welches sie in diesem Jahr wieder die Polen gehabt hatten, indem so viel mächtige Festungen in der Eil ohne allen Wiederstand von ihnen erobert, und ein groß Theil des Landes occupiert (5v) und eingenommen war, so auffgeblasen und stoltz gemacht, daß sie auch gantz vergessen hatten, selbst sterbliche Menschen zu seyn, sondern sich gäntzlich einbildeten, daß sie als die tapffersten, manhafftesten, klügste und vor allen die allergeschiklichste Leüthe auch in dem Himmel, welchen sie allen andern Nationen verschliessen und sich selbst allein zubringen, über die Polen, ja mehren andern Völkern zu herschen und ihre Meister zu seyn, wolten auch keinesweges dran gedenken, daß diese ihre Fortun sich endlich wenden und die Polen in Ewigkeit sich aus ihrer Gewalt erretten könten, also daß keiner daran zu reden Freyheit hatte. Wer aber unbedachtsahmer Weise, insonderheit von den pol. Gefangen Leüthen, davon zu discuriren begunte, daß nehmlich dem Gelüke nicht zu trauen wäre, der ward als ein Verrather und Feind Ihro Czar. Maytt. und dero Reiche auffs ärgste gepeiniget und zu Tode geplaget. Demnach ward mit den armen gefangenen Leüthen sehr umbarmhertzig gehandelt, daß auch die allerhärtesten Felsen, ja ein Diamanten Hertz über derer Jammer und Elend zum Mittleiden hätte mögen beweget werden. Aber bey dieser Nation, die sich dennoch gar hoch ihres Christenthumbs rühmet, und keinem mehr unter der Sonnen den christlichen Nahmen gönnet oder zuerkennen will, war nichts von Commiseration und Erbarmung zu hoffen.
(6r) Anno 1655
Den 4. Januarii ward der Abt aus einem Kloster, Leweczin genant, welcher eine Meile von Wolok lieget, zum Woywoden gebracht und angeklaget, daß er einem Müller das Weib zur Mutzen gemacht, und sie bey ihm im Kloster in seiner Kammer betroffen wäre. Weil aber der Woywode diese Sache nicht richten konnte, ward der Münch mit der Müllerin zum Patriarchen geschikt.
Den 5. Januarii ward ein anderer Münch aus dem Kloster Wosmischtze, welches vor dem Schloß gelegen, gefänglich eingebracht, welcher einen Knaben in der Kirchen sodomitischer Weise zur Tode gemartert hatte, ward auch nach der Hauptstadt Moskow zum Patriarchen geschikt. Aber alle diese Übelthaten werden bey selbiger Nation nicht am Leben gestrafft, wie auch diese beyde Münche eine Zeit lang unter der Disciplin in andern Klöstern gehalten, da sie zur Straffe Mehl sichten müssen, endlich aber loßgelassen worden sind.
Den 11. Martii sind Ihro Czar. Maytt. mit dero Räthen und gantzer Kriegsmacht aus ihrer Residentz Moskow auffgebrochen und von dem Patriarchen und der gantzen Clerisey mit Creützen und Bildern und grossen Geleite aller Gloken bis gantz vor der Vorstadt hinaus auff jenseit dem Revier Moskwa begleitet worden, und haben selbige Nacht zu Worobiowa Gora eine Meile von der Stadt ihr Lager geschlagen.
(6v) Den 1. September ist der Podiaczey oder Schreiber Jacob Ilgin Posdiszew und der Tolk Jürgen Buchholtz, die mit Ihro Czar. Maytt.
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