Песнь о Нибелунгах / Das Nibelungenlied - Коллектив авторов Страница 4
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94 «Den Recken wohl empfiengen Schilbung und Nibelung. Einhellig baten die edeln Fürsten jung, Daß ihnen theilen möchte den Schatz der kühne Mann: Das begehrten sie, bis endlich ers zu geloben begann.» 95 «Er sah so viel Gesteines, wie wir hören sagen, Hundert Leiterwagen die möchten es nicht tragen, Noch mehr des rothen Goldes von Nibelungenland: Das Alles sollte theilen des kühnen Siegfriedes Hand.» 96 «Sie gaben ihm zum Lohne König Niblungs Schwert: Da wurden sie des Dienstes gar übel gewährt, Den ihnen leisten sollte Siegfried der Degen gut. Er könnt es nicht vollbringen: sie hatten zornigen Muth.» 97 «So must er ungetheilet die Schätze laßen stehn. Da bestanden ihn die Degen in der zwei Könge Lehn: Mit ihres Vaters Schwerte, das Balmung war genannt, Stritt ihnen ab der Kühne den Hort und Nibelungenland» 98 «Da hatten sie zu Freunden kühne zwölf Mann, Die starke Riesen waren: was konnt es sie verfahn? Die erschlug im Zorne Siegfriedens Hand Und siebenhundert Recken zwang er vom Nibelungenland.» 99 «Mit dem guten Schwerte, geheißen Balmung. Vom Schrecken überwältigt war mancher Degen jung Zumal vor dem Schwerte und vor dem kühnen Mann: Das Land mit den Burgen machten sie ihm unterthan.» 100 «Dazu die reichen Könige die schlug er beide todt. Er kam durch Albrichen darauf in große Noth: Der wollte seine Herren rächen allzuhand, Eh er die große Stärke noch an Siegfrieden fand.» 101 «Mit Streit bestehen konnt ihn da nicht der starke Zwerg. Wie die wilden Leuen liefen sie an den Berg, Wo er die Tarnkappe Albrichen abgewann: Da war des Hortes Meister Siegfried der schreckliche Mann.» 102 «Die sich getraut zu fechten, die lagen all erschlagen. Den Schatz ließ er wieder nach dem Berge tragen, Dem ihn entnommen hatten Die Niblung unterthan. Alberich der starke das Amt des Kämmrers gewann.» 103 «Er must ihm Eide schwören, er dien ihm als sein Knecht, Zu aller Art Diensten ward er ihm gerecht.» So sprach von Tronje Hagen: «Das hat der Held gethan; Also große Kräfte nie mehr ein Recke gewann.» 104 «Noch ein Abenteuer ist mir von ihm bekannt: Einen Linddrachen schlug des Helden Hand; Als er im Blut sich badete, ward hörnern seine Haut. So versehrt ihn keine Waffe: das hat man oft an ihm geschaut.» 105 «Man soll ihn wohl empfangen, der beste Rath ist das, Damit wir nicht verdienen des schnellen Recken Haß. Er ist so kühnes Sinnes, man seh ihn freundlich an: Er hat mit seinen Kräften so manche Wunder gethan.» 106 Da sprach der mächtge König: «Gewiss, du redest wahr: Nun sieh, wie stolz er dasteht vor des Streits Gefahr, Dieser kühne Degen und Die in seinem Lehn! Wir wollen ihm entgegen hinab zu dem Recken gehn.» 107 «Das mögt ihr,» sprach da Hagen, «mit allen Ehren schon: Er ist von edelm Stamme eines reichen Königs Sohn; Auch hat er die Gebäre, mich dünkt, beim Herren Christ, Es sei nicht kleine Märe, um die er hergeritten ist.» 108 Da sprach der Herr des Landes: «Nun sei er uns willkommen. Er ist kühn und edel, das hab ich wohl vernommen; Des soll er auch genießen im Burgundenland.» Da gieng der König Gunther hin, wo er Siegfrieden fand. 109 Der Wirth und seine Recken empfiengen so den Mann, Daß wenig an dem Gruße gebrach, den er gewann; Des neigte sich vor ihnen der Degen ausersehn In großen Züchten sah man ihn mit seinen Recken stehn. 110 «Mich wundert diese Märe,» sprach der Wirth zuhand, «Von wannen, edler Siegfried, ihr kamt in dieses Land Oder was ihr wollet suchen zu Worms an dem Rhein?» Da sprach der Gast zum König: «Das soll euch unverhohlen sein.» 111 «Ich habe sagen hören in meines Vaters Land, An euerm Hofe wären, das hätt ich gern erkannt, Die allerkühnsten Recken, so hab ich oft vernommen, Die je gewann ein König: darum bin ich hieher gekommen.» 112 «So hör ich auch euch selber viel Mannheit zugestehn, Man habe keinen König noch je so kühn gesehn. Das rühmen viel der Leute in all diesem Land; Nun kann ichs nicht verwinden, bis ich die Wahrheit befand.» 113 «Ich bin auch ein Recke und soll die Krone tragen: Ich möcht es gerne fügen, daß sie von mir sagen, Daß ich mit Recht besäße die Leute wie das Land. Mein Haupt und meine Ehre setz ich dawider zu Pfand. 114 Wenn ihr denn so kühn seid, wie euch die Sage zeiht, So frag ich nicht, ists Jemand lieb oder leid: Ich will von euch erzwingen, was euch angehört, Das Land und die Burgen unterwerf ich meinem Schwert.» 115 Der König war verwundert und all sein Volk umher, Als sie vernahmen sein seltsam Begehr, Daß er ihm zu nehmen gedächte Leut und Land. Das hörten seine Degen, die wurden zornig zuhand. 116 «Wie sollt ich das verdienen,» sprach Gunther der Degen, «Wes mein Vater lange mit Ehren durfte pflegen, Daß wir das verlören durch Jemands Ueberkraft? Das wäre schlecht bewiesen, daß wir auch pflegen Ritterschaft!» 117 «Ich will davon nicht laßen,» fiel ihm der Kühne drein, «Von deinen Kräften möge dein Land befriedet sein, Ich will es nun verwalten; doch auch das Erbe mein, Erwirbst du es durch Stärke, es soll dir unterthänig sein.» 118 «Dein Erbe wie das meine wir schlagen gleich sie an, Und wer von uns den Andern überwinden kann, Dem soll es alles dienen, die Leute wie das Land.» Dem widersprach da Hagen und mit ihm Gernot zuhand. 119 «So stehn uns nicht die Sinne,» sprach da Gernot, «Nach neuen Lands Gewinne, daß Jemand sollte todt Vor Heldeshänden liegen: reich ist unser Land, Das uns mit Recht gehorsamt, zu Niemand beßer bewandt.» 120 In grimmigem Muthe standen da die Freunde sein. Da war auch darunter von Metz Herr Ortewein. Der Sprach: «Die Sühne ist mir von Herzen leid: Euch ruft der starke Siegfried ohn allen Grund in den Streit.» 121 «Wenn ihr und eure Brüder ihm auch nicht steht zur Wehr, Und ob er bei sich führte ein ganzes Königsheer, So wollt ichs doch erstreiten, daß der starke Held Also hohen Uebermuth, wohl mit Recht bei Seite stellt.» 122 Darüber zürnte mächtig der Held von Niederland: «Nicht wider mich vermeßen darf sich deine Hand: Ich bin ein reicher König, du bist in Königs Lehn; Deiner zwölfe dürften mich nicht im Streite bestehn.» 123 Nach Schwertern rief da heftig von Metz Herr Ortewein: Er durfte Hagens Schwestersohn von Tronje wahrlich sein; Daß er so lang geschwiegen, das war dem König leid. Da sprach zum Frieden Gernot, ein Ritter kühn und allbereit. 124 «Laßt euer Zürnen bleiben,» hub er zu Ortwein an, «Uns hat der edle Siegfried noch solches nicht gethan; Wir scheiden es in Güte wohl noch, das rath ich sehr, Und haben ihn zum Freunde; es geziemt uns wahrlich mehr.» 125 Da sprach der starke Hagen «Uns ist billig leid und all euern Degen, daß er je zum Streit an den Rhein geritten: was ließ er das nicht sein? So übel nie begegnet wären ihm die Herren mein.» 126 Da sprach wieder Siegfried, der kraftvolle Held: «Wenn euch, was ich gesprochen, Herr Hagen, missfällt, So will ich schauen laßen, wie noch die Hände mein Gedenken so gewaltig bei den Burgunden zu sein.» 127 «Das hoff ich noch zu wenden,» sprach da Gernot. Allen seinen Degen zu reden er verbot In ihrem Uebermuthe, was ihm wäre leid. Da gedacht auch Siegfried an die viel herrliche Maid. 128 «Wie geziemt’ uns mit euch zu streiten?» sprach wieder Gernot «Wie viel dabei der Helden auch fielen in den Tod, Wenig Ehre brächt uns so ungleicher Streit.» Die Antwort hielt da Siegfried, König Siegmunds Sohn, bereit: 129 «Warum zögert Hagen und auch Ortewein, Daß er nicht zum Streite eilt mit den Freunden sein, Deren er so manchen bei den Burgunden hat?» Sie blieben Antwort schuldig, das war Gernotens Rath. 130 «Ihr sollt uns willkommen sein,» sprach Geiselher das Kind, «Und eure Heergesellen, die hier bei euch find: Wir wollen gern euch dienen, ich und die Freunde mein.» Da hieß man den Gästen schenken König Gunthers Wein. 131 Da sprach der Wirth des Landes: «Alles, was uns gehört, Verlangt ihr es in Ehren, das sei euch unverwehrt; Wir wollen mit euch theilen unser Gut und Blut.» Da ward dem Degen Siegfried ein wenig sanfter zu Muth. 132 Da ließ man ihnen wahren all ihr Wehrgewand; Man suchte Herbergen, die besten, die man fand: Siegfriedens Knappen schuf man gut Gemach. Man sah den Fremdling gerne in Burgundenland hernach. 133 Man bot ihm große Ehre darauf in manchen Tagen, Mehr zu tausend Malen, als ich euch könnte sagen; Das hatte seine Kühnheit verdient, das glaubt fürwahr. Ihn sah wohl selten Jemand, der ihm nicht gewogen war. 134 Flißen sich der Kurzweil die Könge und ihr Lehn, So war er stäts der Beste, was man auch ließ geschehn. Es konnt ihm Niemand folgen, so groß war seine Kraft, Ob sie den Stein warfen oder schoßen den Schaft. 135 Nach höfscher Sitte ließen sich auch vor den Fraun Der Kurzweile pflegend die kühnen Ritter schaun: Da sah man stäts den Helden gern von Niederland; Er hatt auf hohe Minne seine Sinne gewandt. 136 Die schönen Fraun am Hofe erfragten Märe, Wer der stolze fremde Recke wäre. «Er ist so schön gewachsen, so reich ist sein Gewand!» Da sprachen ihrer Viele: «Das ist der Held von Niederland.» 137 Was man beginnen wollte, er war dazu bereit; Er trug in seinem Sinne eine minnigliche Maid, Und auch nur ihn die Schöne, die er noch nie gesehn, Und die sich doch viel Gutes von ihm schon heimlich versehn. 138 Wenn man auf dem Hofe das Waffenspiel begann, Ritter so wie Knappen, immer sah es an Kriemhild aus den Fenstern, die Königstochter hehr; Keiner andern Kurzweil hinfort bedurfte sie mehr. 139 Und wüst er, daß ihn sähe, die er im Herzen trug, Davon hätt er Kurzweil immerdar genug. Ersähn sie seine Augen, ich glaube sicherlich, Keine andre Freude hier auf Erden wünscht’ er sich. 140 Wenn er bei den Recken auf dem Hofe stand, Wie man noch zur Kurzweil pflegt in allem Land, Wie stand dann so minniglich das Sieglindenkind, Daß manche Frau ihm heimlich war von Herzen hold gesinnt. 141 Er gedacht auch manchmal: «Wie soll das geschehn, Daß ich das edle Mägdlein mit Augen möge sehn, Die ich von Herzen minne, wie ich schon längst gethan? Die ist mir noch gar fremde; mit Trauern denk ich daran.» 142 So oft die reichen Könige ritten in ihr Land, So musten auch die Recken mit ihnen all zur Hand. Auch Siegfried ritt mit ihnen: das war der Frauen leid; Er litt von ihrer Minne auch Beschwer zu mancher Zeit. 143 So wohnt’ er bei den Herren, das ist alles wahr, In König Gunthers Lande völliglich ein Jahr, Daß er die Minnigliche in all der Zeit nicht sah, Durch die ihm bald viel Liebes und auch viel Leides geschah.
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